Manganknollen - Eine Projektarbeit
Team Al-Flo-Wi
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Meeresboden, Flora und Fauna

 

Der Abbau von Manganknollen beinhaltet Risiken für die Umwelt, die je nach den mineralischen Rohstofftypen unterschiedlich sein können.22 Durch die Störung des Meeresbodens kommt es zu Auswirkungen auf die Meeresumwelt.23

Die aufgewirbelten Trübungswolken, die eingeleiteten Reststoffe und die freigesetzten Schadstoffe aus dem Meeresboden und von den Förderplattformen stellen erhebliche Auswirkungen und Risiken für die Umwelt dar.24

Die Auswirkungen eines Unterwasserbergbaus auf die Bodenfauna werden derzeit noch untersucht.25

Zurzeit gibt es nur wenige Informationen über die Bodenfauna. Aus wie vielen verschiedenen Arten sie besteht und wie die Besiedlungsdichte ist (Habits), ist derzeit noch unklar. Außerdem wird noch über die Sedimenteigenschaften geforscht.

Deshalb sind die genauen Auswirkungen eines Tiefseebergbaus noch nicht beurteilbar, weil viele Daten zur Berechnung fehlen. Die ungestörten Flächen müssen mit den gestörten Flächen verglichen werden, sowie deren Habits, die Knollendichte und die Sedimenteigenschaften. Neben den zerstörten Flächen würden unberührte Gebiete verbleiben, da das Vorkommen von Manganknollen nicht gleichmäßig ist.26

Obwohl die Auswirkungen noch weitgehend unerforscht sind, sind sich Tiefseeexperten einig, dass der Tiefseebergbau einen gewaltigen Eingriff in das Ökosystem der Meere bedeutet. Auswirkungen auf die ozeanischen Lebensräume und Lebensgemeinschaften nach jetzigem Kenntnisstand:27

Die Kollektoren, die zum Abbau dienen, schaden dem Meeresboden und den Bodenlebewesen.28 Um die Knollen aus dem Boden zu entfernen, müssen die Knollen-Aufnahmesysteme tief in den Meeresboden eindringen. Dadurch wird das Sediment zerstört. Zusätzlich wird der Meeresboden durch den hohen Druck des riesigen und schweren Kollektors geschadet.29 Auch beim Absaugen der Knollen am Meeresboden werden die oberen 15 cm des Bodens abgetragen.

Hinzu kommt, dass beim Entfernen der Knollen aus dem Boden, beim Absaugen und beim Einsammeln der Knollen, Tiere ebenfalls mit eingesammelt werden.30 Die Lebewesen werden zusammen mit den Knollen, großen Mengen an Sedimenten und Wasser aus ihrem Lebensraum entfernt.31 Besonders Organismen, wie Seegurken, Schnecken oder Würmer, die nicht schnell genug vor dem Pflug des Kollektors fliehen können, werden entweder schon beim Durchwälzen des Bodens getötet oder sie werden aufgesaugt und beim Reinigungsprozess an Bord des Schiffes getötet.32

Wurde der Meeresboden durch den Abbau zerstört, verlieren alle Lebewesen, die auf den Manganknollen gelebt haben oder die die Hartsubstanz der Manganknollen zum Leben benötigt haben, ihren Lebensraum. Dazu zählen Moostierchen, Anemonen, sowie mikroskopische Fadenwürmer, Krebse, Einzeller und verschiedene Seesternarten, Seegurken und Seeigel. Vom Tiefseebergbau besonders betroffen sind Korallen und Schwämme, denn sie benötigen die Manganknollen zum Überleben, weil sie auf dem weichen Sediment in der umgebenen Tiefsee keinen Halt finden.33 Alle haben ihren Lebensraum in den Manganknollenfeldern oder ihre Lebensweise wird durch die Knollen beeinflusst. Deshalb ist in den gestörten Feldern mit einer angepassten Artenzusammensetzung und –verteilung zu rechnen, denn die Organismen können sich dort ohne die Knollen nicht wieder ansiedeln. 34 Eine Wiederbesiedlung des durchwühlten, kahlen und zerstörten Meeresbodens scheint bisher nicht möglich.35

Auf den gestörten Flächen in der Tiefsee kann sich erst nach 5 bis 10 Jahren eine neue Bodenfauna ansiedeln, die sich aber in ihrer Zusammensetzung und Verteilung zur Vorherigen unterscheidet.36

Weiterhin wirbelt der Kollektor Trübungswolken auf, die aus aufgewirbelten, feinkörnigen Sedimenten bestehen. Diese aufgewirbelten Sedimente breiten sich bodennah aus. Die feinen Schwebeteilchen setzen sich nur sehr langsam wieder ab und sedimentieren in Strömungsrichtung.37 Die Bodenfauna wird dadurch in einem Umkreis von ca. 2 km beschädigt.38 Durch die Meeresströmung werden die riesigen Sedimentwolken auch weit entfernte Regionen schädigen.39 Rieselt das Sediment wieder zum Meeresboden herab, können durch die plötzliche Sedimentation bodenlebende Organismen, wie zum Beispiel Schwämme zugedeckt und getötet werden.40 Außerdem sind die im Sediment gelösten Metalle in höherer Konzentration giftig. In einem Testversuch sollte ermittelt werden, wie die Lebewesen auf diese Belastungen reagieren werden. So wurde eine Seegurke einer Konzentration der Metalle ausgesetzt, wie sie auch in der Tiefsee zu erwarten sind. Es zeigte sich, dass die Sedimentwolken, verursacht durch den Meeresbergbau, die Lebewesen in die Flucht schlagen werden, sowie Tieren und Pflanzen gefährlich werden können.41

 

Bild: Experiment zur Entstehung von Trübungswolken

 

Beim Abbau werden die sehr großen Mengen an Manganknollen vertikal an die Meeresoberfläche transportiert. Oben an den Förderplattformen angelangt, werden die Gesteine abgerieben, sodass große Mengen an Resten und feinkörnige Rückstände entstehen.42 Durch die Rückleitung des verschmutzten feinkörnigen Transportwassers in das Meer entstehen zusätzliche Trübungswolken, die das Leben in der Tiefsee gefährden. Durch eine Trübung der oberflächennahen Gewässer könnte das Wachstum von Algen und anderen Planktonorganismen gestört werden.43

Es kommt zur Wasser-, Licht-, und Lärmverschmutzung. Die Trübungswolken verbreiten sich im Meer und die enthaltenen Schadstoffe gelangen „in Abhängigkeit ihrer Stoffeigenschaften“ (IMB) in die Nahrungskette. Außerdem belasten die Trübungswolken das Phytoplankton, wodurch ebenfalls die Nahrungskette beeinträchtigt werden kann.44 Die riesigen und gut 250-310 Tonnen schweren ferngesteuerten Maschinen45 am Meeresboden verursachen durch den Abbau, das Heraufpumpen und dem Reinigen der Knollen den Lärm und Vibration. Davon werden insbesondere Wale und Delphine beeinträchtigt und verdrängt.46

Ein weiteres erhöhtes Risiko besteht im ansteigenden Schifffahrtsverkehr. Damit die schweren Manganknollen in großen Mengen abgebaut werden können, müssen ausreichend Transportmöglichkeiten vorhanden sein. Der Schifffahrtverkehr nimmt folglich zu. Dadurch steigt das Risiko von Schiffsunfällen und Kollisionen, die erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt haben würden. Die Gefahr ökologischer Katastrophen steigt. Zusätzlich werden die Meere durch Schadstoffe und Abfälle, die auf Plattformen und Schiffen entstehen, belastet.

Abschließend kann man sagen, dass durch den Abbau von Manganknollen der Meeresgrund langfristig zerstört wird. Es wird die Bodenfauna und –Flora mit ihren einzigartigen und noch weitgehend unbekannten Artenvielfalten an Korallen, Schwämmen und weiteren Tierarten massiv geschädigt.47 Zudem sind Manganknollen ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems, der mit dem Tiefseebergbau verschwinden wird. Martinez Arbizu vom Deutschen Zentrum für Marine Biodiversitätsforschung bei Senckenberg am Meer in Wilhelmshaven sagte: „In Gebieten mit Manganknollen leben im Schnitt 25 Organismen auf 100 Quadratmetern Tiefseeboden, in Gebieten ohne Manganknollen sind es weniger als 10 Individuen.“ Dies bestätigt, dass Manganknollen wichtig für das Leben in der Tiefsee sind.48

 

 

22, 24, 29, 34, 36, 38

Wiedicke, Michael; Kuhn, Thomas; Rühlemann, Carsten; Schwarz-Schampera, Ulrich; Vink, Annemiek: Marine mineralische Rohstoffe der Tiefsee – Chance und Herausforderung. Hannover: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, 06.06.2012, URL: https://www.bgr.bund.de/DE/Gemeinsames/Produkte/Downloads/Commodity_Top_News/Rohstoffwirtschaft/40_marine-mineralische-rohstoffe-tiefsee.pdf?__blob=publicationFile&v=3

 

23, 28, 31, 35, 37, 44

Umweltbundesamt, Tiefseebergbau und andere Nutzungsarten der Tiefsee. 07.06.2013, URL:

https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/gewaesser/meere/nutzung-belastungen/tiefseebergbau-andere-nutzungsarten-der-tiefsee

 

25

Bundesministerium für Bildung und Forschung: Tiefseebergbau: Die Meere als Rohstoffquelle?, URL:

https://www.bmbf.de/de/tiefseebergbau-oekologische-folgen-276.html

 

26

Rühlemann, Dr. Carsten; Kuhn, Dr. Thomas: Manganknollen-Exploration im deutschen Lizenzgebiet. URL: https://www.bgr.bund.de/DE/Themen/MarineRohstoffforschung/Meeresforschung/Projekte/Mineralische-Rohstoffe/Laufend/manganknollen-exploration.html

 

27, 39, 45, 47

Müller, Axel; Tiefseebergbau - Unkalkulierbares Risiko für Mensch und Natur. Aachen: Bischöfliches Hilfswerk MISEREOR, Mai 2015, URL: https://www.misereor.de/fileadmin/publikationen/diskussionspapier-tiefseebergbau-pazifik-2015.pdf -

 

30, 41

Lesch, Prof. Dr. Harald: Goldrausch in der Tiefsee aus Leschs Kosmos, Video, URL:

https://www.zdf.de/wissen/leschs-kosmos/goldrausch-in-der-tiefsee-manganknollen-harald-lesch-leschs-100.html                                                              

 

32, 40, 43, 46

WOR3: World Ocean Review, dritte Ausgabe, Kapitel 2 - Tagebau am Meeresgrund - Begehrte Manganknollen, Kapiteldownload S.66ff, URL:

http://worldoceanreview.com/wor-3-uebersicht/mineralische-rohstoffe/manganknollen/

 

33, 48

Vieweg, Martin: Tiefseebergbau stört die Artenvielfalt nachhaltig. Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, 13.06.2016, URL:

http://www.natur.de/de/20/Tiefseebergbau-stoert-die-Artenvielfalt-nachhaltig,1,,1952.html

 

42

Kuhn, Thomas; Rühlemann, Carsten; Wiedicke-Hombach, Michael; Rutkowsky, Julia; von Wirth, Hermann-Josef; Koenig, Dieter; Kleinen, Torsten und Mathy, Torsten: Tiefseeförderung von Manganknollen in Schiff & Hafen, Mai 2011, URL: https://germanyatitsbest.de/content/bp/5592b2653a0bc0c68c0d2af6a4d26cd4_54379702_schiffhafen_meeresbergbau.pdf